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Klimabilanz der taz

22.09.2006 | Freitag | Ökosex

Effizienzrevolutionäre ins Kanzleramt!

Wollen Sie mit dem taz-Kompetenzteam der Effizienzrevolutionäre zu Merkels Energiegipfel? Bewerben Sie sich jetzt

 

Sie wollten schon immer mal gerne ins Kanzleramt? Dann holen Sie jetzt, bevor Sie weiterlesen, erst Ihre Stromrechnung und legen Sie diese neben die Zeitung. Sie haben keine Ahnung, wo die ist? Schauen Sie mal in der Schublade unten links. Gefunden? Also: Wir suchen das taz-Kompetenzteam der Effizienzrevolutionäre, und Sie können dabei sein. Verhandeln Sie im Kanzleramt beim nächsten Energiegipfel am 9. Oktober mit den großen Energiebossen!

Das taz-Team der Effizienzrevolutionäre soll der Kanzlerin helfen, die Weichen in der Energiepolitik richtig zu stellen. Unser Team wird dabei die Interessen der Privathaushalte einbringen und versuchen, den Energiekonzernen und Politikfunktionären Paroli zu bieten.

Hier der Kampagnenplan: Alle taz-lesenden Haushalte werden die CO2-Emissionen radikal senken. Alle! Also werden Sie, liebe LeserIn, zuhause den Stromverbrauch zum Kiotojahr 2008 um die Hälfte reduzieren. Und zwar um 50 Prozent weniger verglichen mit dem "Basisjahr" 2005!

Wir fangen dieses Jahr mal ganz locker mit Strom an, und nächstes Jahr geht es dann der Wärme an den Kragen. So wird die taz mit dem Bau eigener Negakraftwerke schrittweise zum energiepolitischen Schwergewicht. Und wir helfen den großen Stromkonzernen, das aktuelle Preisproblem in den Griff zu bekommen. Wenn nur die Hälfte verbraucht wird, wird nur die Hälfte nachgefragt. Und bei sinkender Nachfrage purzeln die Preise!

Halbieren kommt Ihnen viel vor? Beispielsweise hat mein Vier-Personen-Haushalt einen jährlichem Verbrauch von 1.500 Kilowattstunden (grünem) Strom. Bitte jetzt Ihre Rechnung zur Hand nehmen: Einige von Ihnen werden erstaunt feststellen, dass Sie zuhause über 3.000 Kilowattstunden verstromt haben. Glückwunsch, denn dann ist eine 50-prozentige Minderung ein Kinderspiel. Sparlampen rein, Wäschetrockner raus, Standbye exitus, den neuen großen Flachfernseher wieder verkaufen.

Nicht dass Sie jetzt denken, ich sei ein Angeber mit meinem "ach so niedrigen" Stromverbrauch. Mit 1.500 kWh Jahresverbrauch schafft man es nicht in das Kanzleramtkompetenzteam. Da gibt es die PV-Freaks mit eigenem Kraftwerk auf dem Dach, dessen Produktion dürfen die natürlich vom eigenen Verbrauch abziehen. Und es gibt die BHKW-Fraktion, die bereits im Keller mehr Strom produziert, als sie selbst verbraucht. Das ist es, was Angela Merkel braucht, um die anspruchsvollen Post-Kioto-Ziele zu erreichen: BürgerInnen, die es sich selber energiemäßig besorgen. Ökosex eben.

Schicken Sie also gleich die Kilowattstundenzahl Ihres Stromverbrauches an die taz. Eine interessengeleitete Jury wird eine Rangliste erstellen und die besten zwei BewerberInnen sind dann automatisch nominiert für das taz-Kompetenzteam der Effizienzrevolutionäre. Für Promis (Uli Wickert?) habe ich eine Wildcard in der Hinterhand, weil wir natürlich auch an die Medienresonanz denken müssen.

Und schon bald werden unsere Sparfüchse mit am Tisch "der Großen" sitzen. Es geht um den Stuhl neben Michael Glos, gegenüber der Kanzlerin und auf Augenhöhe mit RWE-Chef Harry Roels. Einsendeschluss ist der 28. September. Passivhaus- und Erdwärmepumpenbesitzer dürfen natürlich den Strom, den Sie zur Wärmebereitstellung und Ventilierung brauchen, abziehen. Sonst wäre das ja unfair. Und an Ihre Adresse: Das mit der Wärme machen wir, wie gesagt, nächstes Jahr, wir wollten die Leute erstmal nicht überfordern.

Und wenn das Kanzleramt unsere Bewerbung wider Erwarten doof findet und die taz-Effizienzrevolutionäre nicht einlädt? Und wenn die auch die Spesen der Berlinreisen nicht übernehmen wollen? Ja, dann werden wir eine Aktion machen, die die deutsche Presselandschaft noch nicht gesehen hat. Einen provokativen Akt bürgerlicher Energieemanzipation!

Pssst: Promis mit super flachem Stromverbrauch, die gegen Atom und Fossil sind, bitte dringend bei mir melden! Wie bereits in der letzten Kolumne (taz vom 8. Sep.) erwähnt, werden Sie in den nächsten Tagen gebraucht. MARTIN UNFRIED

22.09.2006

www.taz.de/1/archiv/archiv/